Herbst und Wüste - wie passt das zusammen?

China - Ende Oktober

Unsere Abschnitte waren bisher weniger wüstig als gedacht. Aber so ist wohl die Wüste. Mit all ihren Facetten, ihren Sandformationen, den Winden, dem Staub und den trockenen Überresten der Fauna. 

 Wir fahren durch unendlich erscheinende  Weiten mit trockenem, gold schimmerndem Schilfgras. Aus dem Augenwinkel wirkt es fast wie Getreide. Dieser Anblick wird immer wieder von verschiedensten Grautönen abgelöst und diese wiederum von Oasen unterbrochen. Oasen, egal ob über 45 km mit drei Städten oder nur aus ein paar Bäumen bestehend sind für uns zu dieser Jahreszeit eine Augenweide.
Das eine Mal fahren wir durch endlos lange Pappelalleen unter denen sich das Laub allmählich sammelt und die Sonne sich in dem herunter fallenden Blättern bricht. Ein anderes Mal kommen wir durch eine steppenartige Landschaft mit orange leuchtenden Bäumen, welche sich farblich gigantisch gegen den strahlend blauen Himmel abheben. Ja, auch das macht die Wüste für uns aus und wir freuen uns mal wieder zur für uns richtigen Zeit an einem Ort wie diesen zu sein. Da wir von Beginn des Pamirhighways bis hierher auch immer wieder sehr karge, sogar verschneite Regionen durchfahren haben, kommt uns diese Landschaft nun wie unser Dritter Herbst vor! 
 
Wüsten - Tag 
10 km hinter Yutian erleben wir tatsächlich unseren ersten richtigen Wüsten - Tag. Ohne Oasen, ohne Dörfer, dafür mit ganz viel Sand und mit frei herum laufenden Kamelen. Wieder fragen wir uns, ob die jemandem gehören. Wir wissen es nicht. Sie laufen auf alle Fälle vor uns davon, was darauf hinweist, dass sie nicht an Menschen gewöhnt sind. Aber die vorbeirauschenden Trucks stören sie nicht. Sie liegen völlig entspannt am Straßenrand in der Sonne, nur Fahrräder scheinen ihnen nicht ganz geheuer zu sein. Bei unserer Mittagspause halten gleich 3 Autos kurz hintereinander an und beschenken uns mit Wasser, Eistee und Granatäpfeln. 
Am Folgetag starten wir in die 300km lange Etappe nach Qiemo. Dazwischen nur ein, zwei mini Dörfer, also lieber bestmöglich aufwassern. Wir starten mit 17l und freuen uns über unser 2x4l Wassersäcke. Das Gewicht macht sich deutlich bemerkbar. Vorallem die 4 Liter auf unseren Frontgepäckträgern lassen jede Bewegung mit dem Lenker viel träger erscheinen. Apropos Wasser. Inzwischen haben wir (schleu wie wir sind 🙃) rausgefunden, dass wir an den kleinen "Suppenküchen" / mini Restaurants heißes, also schon gekochtes Wasser und sogar Cay für lau in unsere Flaschen gefüllt bekommen. Dies hat für uns den großen Vorteil, dass wir das Wasser nicht mehr abkochen (und damit Benzin sparen) oder filtern müssen. Vorallem sehr praktisch da unser Wasserfilter am Ende von Kirgisistan der Meinung war, er habe genug gearbeitet! Aber ein neuer ist unterwegs... 
 
Die letzte Wüsten-Etappe 
Seid Qiemo ist das Wetter umgeschlagen. Inzwischen haben die Bäume in der Wüste (in den Städten ist der Herbst noch nicht so fortgeschritten) einen Großteil ihrer Blätter verloren. Wir erleben unsere ersten zwei bedeckten Tage in der Wüste und die Nächte werden merklich kälter. Vorallem morgens fällt einem das Verlassen des Schlafsacks deutlich schwerer. Dafür kommen nun die "echten Dünen", so wie man sich Dünen eben vorstellt,  zum Vorschein und bis an die Straße heran. Groß, sandig und mit ihren geraden Kanten die durch Sonne und Schatten an Form und Tiefe gewinnen. 
Wir nächtigen mitten in diesen trockenen Wellen und freuen uns über den gelben Sand der nun den grauen Staub abgelöst hat. Leider müssen wir feststellen, dass einige der Dörfer nur auf unserer Papierkarte existieren und in Realität 150km zu überbrücken sind. Aber auch hier können wir nicht wirklich von Einsamkeit sprechen, denn auch auf diesem Abschnitt befinden sich mitten in der Wüste, Baustellen und somit auch jede Menge Verkehr. Zum Glück fährt sich die Straße gut, wenn wir auch unseren Seitenstreifen seit einiger Zeit vermissen. Nachmittags haben wir mit regelmäßig mit Gegenwind zu kämpfen. Spätestens beim Zeltaufbau ist dieser dann aber auch wieder verflogen. Ohne Wind und mit den letzten Sonnenstrahlen können wir unser Bett herrichten und kochen. Das Essen genießen wir dann meist in unsere dicken Daunenjacken gemuckelt unter dem Sternenhimmel. 

 

Lena

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Kommentare: 4
  • #1

    Rüdiger (Freitag, 08 Dezember 2017 21:21)

    China hat schon eine gewisse Größe. Ich habe gerade mal die Weltkarte beäugt: Russland wäre noch eine Herausforderung...
    Aber bringt erstmal China hinter euch. Das sind Eindrücke und Erfahrungen fürs Leben. Und dann Russland. Da komme ich mit, aber nicht mit dem Fahrrad...
    Viel Glück.

  • #2

    Arne (Dienstag, 12 Dezember 2017 18:04)

    "Stefan in einer Herbst-Oase" ist ein tolles Bild! Sieht spannend aus wo ihr da durch seid!

  • #3

    Gaby (Dienstag, 12 Dezember 2017 20:46)

    Komisch, eine Oase in der Wüste stellt man sich immer grün und üppig vor.
    Dieses Farbspiel ist jedoch eine Augenweide. Erinnert mich an Afrika.

  • #4

    Viola (Dienstag, 12 Dezember 2017 22:16)

    Hey, da hab ich bis jetzt nie einen Gedanken dran gehabt: Wüste und Herbst. Jetzt weiß ich es besser. Und Russland finde ich auch eine MegaIdee. Da komm ich dann auch mit!
    Ach, ihr Lieben, genießt bloß weiter alles, was ihr erlebt!