Wann kommt denn nun die Wüste?

China - 18. Oktober
Wir haben Kashgar verlassen und fahren auf der G315 Richtung Hotän, unserem ersten Meilenstein auf dem Weg durch die zweitgrößte Wüste der Welt. 
Doch die Wüste, oder besser das, was wir uns darunter vorstellen, lässt noch auf sich warten.
Aktuell ist es an der G315 noch ziemlich gut besiedelt. Was unserer Versorgungslage natürlich zu Gute kommt. Es ist ein schleichender Prozess. Noch ist hier viel grün oder eher gelb und viele Dörfer reihen sich dicht hintereinander. Wir zelten in Obstplantagen, welche die Lücken zwischen den Dörfern füllen und uns gut geschützte und uneinsehbare Plätze bieten. Es sind recht viele Obstplantagen. Das hätten wir hier so nicht erwartet. Aber auch wir müssen wohl erst noch verinnerlichen, dass wir ja nicht quer durch die Wüste hindurch sondern entlang des südlichen Randes der Wüste fahren. Selbst in der Mitte der Wüste sind Dörfer, zumindest laut unserem Kartenmaterial... 
Immer öfter kommen kurze Abschnitte mit grauem Sand zwischen den Plantagen. Diese haben inzwischen die Obstbäume abgelöst und es scheint fast als wolle China die Wüste bepflanzen und damit besiegen. Links und rechts der Straße befinden sich Unmengen von Reihen junger Bäume. Später erfahren wir, dass diese Bepflanzung eine Maßnahme zum Schutz der Straße gegen den Sand ist. Wir sehen aber auch noch andere Methoden im Laufe der Tage.
 
Grauer Staub 
Am dritten Tag hinter Kashgar kommt dann ganz plötzlich der Bruch. Von jetzt auf gleich gibt es keine Bäume mehr, die Gräben für jene Pflanzung begleiten uns aber noch einige Zeit. Seltsam dieser Bruch. Was uns jetzt in alle Richtungen umgibt ist grau und steinig. Zu unserer Linken begleiten uns zudem Bahngleise auf der auch tatsächlich Züge verkehren. Für uns bietet der Gleis-Wall gut versteckte Zeltplätze, wenn auch nicht unbedingt schöne. Dann wird hier überall gebaut, es sieht nach den Baustellen für einen neuen Highway aus und alle paar Kilometer wird gebaggert, gegraben und und und. Das macht unser aktuelles Bild der Wüste nicht schöner. Keine stille Einsamkeit und endlose Weiten bislang.
Und apropos unschön. Dieser Teil der Wüste besteht leider nicht wirklich aus Sand wie wir ihn vom Strand kennen, sondern vielmehr aus Steinen und unendlich feinem und grauem Staub. Bei jedem Schritt wirbelt es eine riesige Wolke davon auf. Das Zeug ist inzwischen überall. Hosen, Schuhe, Zelt, selbst in Taschen die wir bis dato nicht geöffnet hatten. Beim Fahren wird uns regelmäßige der Mund poliert, zu deutsch gesagt: es knirscht recht häufig im Gebiss. Ich schaffe es unsere Mahlzeiten weitestgehend knupserfrei zuzubereiten. Nicht zuletzt dank meiner neusten Errungenschaft: ich nenne ihn "cookprint". Es ist eine robuste Unterlage zum Kochen und um alles abzulegen, was sandfrei, sauber und trocken bleiben soll. 
Noch eine weitere Errungenschaft macht unser Zeltleben in der Staubwüste und in der kälteren Jahreszeit leichter. Leider geht das Außenzelt an den Eingängen nicht bis ganz auf den Boden und daher pustet es schon bei mäßigem Wind sowohl Sand als auch Kälte durch unser Schlafgemach. Darum haben wir unserem Eigenheim zwei Seitenwände nähen lassen. Diese spannen wir abends an unserem Innenzelt vor unsere Eingänge und haben somit einen extra Staub- und Kälteschutz. Nun aber nicht mehr. :-)
 
Wetter 
Zum Göück ist das Wetter bisher auf unserer Seite. Am Tage lässt es sich gut in Hemd und kurzer Hose radeln und selbst Nachts sind die Temperaturen noch recht mild. 

 

Und noch etwas lässt unsere Radlerherzen freudig hüpfen. Wir nennen sie liebevoll die Esel der Wüste. Kamele. Nicht weit entfernt von der Straße können wir mehrmals große Herden beobachten. Ziemlich eindrucksvoll. 
 
Lena

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Kommentare: 2
  • #1

    Gaby (Dienstag, 12 Dezember 2017 20:39)

    Das Bild von Lena und dem Kamel ist hinreißend. Habt ihr es mal mit reiten versucht?

  • #2

    Viola (Dienstag, 12 Dezember 2017 21:50)

    Was für tolle "Kamelhaufen"! Aber die Wüste sieht schon in ihrer Weite und Kargheit recht beeindruckend aus. Besonders in dem Wissen, dass ihr da mit den Rädern lang fahrt!