War da eine Grenze?

Thailand/Malaysia - Juni 2017

Unser Host Pot und seine Frau, bei denen wir einen interessanten letzten Tag in Thailand verbringen durften möchten noch gemeinsam mit uns vor unserer Abfahrt frühstücken fahren. Mit Pot waren wir beim und im Radio, haben nach einem Gewitter einen auf die Straße gestürzten Baum in seine Einzelteile zerlegt und wurden von seiner Frau typisch thailändisch und vorallem lecker bekocht. Bis unsere Fähre geht haben wir noch genug Zeit, denken wir alle zumindest. Statt zu radeln werden unsere Esel nach dem Frühstück auf den Pickup geladen und die beiden fahren uns zur Fähre. Zum Glück wie wir vor Ort feststellen werden. Die Fähre legt nämlich doch schon um 09:00 und nicht wie angenommen um halb zehn ab. Die Verabschiedung fällt daher leider ein wenig hektisch aus.

 

Mit der Fähre geht's nach Lankawi, eine malaysische Insel. Dort verbringen wir ca. 4 Stunden im Starbucks und sind dort so in eine Unterhaltung mit einem deutschen Pärchen vertieft, dass wir die Zeit fast vergessen und am Ende quasi kurz vor Knapp die zweite Fähre erreichen. Diese bringt uns binnen 3 Stunden auf die Insel Penang und damit nach Georgetown. Stefan überbrückt die Zeit mit einem Film im Bordfernseher mit sich überlagernden, zweisprachigen Untertiteln.

 

 

Durch die Zeitverschiebung ist es hier auch noch um kurz nach 6 hell und wir steuern das Frame Guesthouse an. Wir beziehen dort das erste Mal auf dieser Reise Quartier in einem Dorm für Paare. Zwei Doppelstockbetten aber eben jeweils mit zwei king-size Matratzen. Ganz cool gemacht. Auf dem Weg dorthin frage ich mehrfach, ob wir gerade durch eine Fußgängerzonen fahren oder ob irgendeine Festivität in der Stadt ist. Ständig läuft uns jemand vors Rad und auch die Roller fahren fast schon aggressiv und drängeln sich überall durch. Es ist laut und voll und alles voller Inder. Okay wir fahren wohl durch Little India der Stadt. Aber sollte das der Grund sein, dass es hier so viel anstrengender und chaotischer ist als vorher? Nein, denn die Lösung ist viel naheliegender. Durch die einfachste und schnellste Passkontrolle einer Grenze, die Fähre und dem Stress bei der Abfahrt in Thailand, haben wir den Länderwechsel einfach nicht gemerkt. In Malaysia wird eben wieder ein wenig anders gefahren als in im Nachbarland. 

  

Unsere ersten Tage verbringen wir etwas außerhalb, mit ein bisschen Kranksein bei den weiblichen Familienmitgliedern unseres Warmshowers Host aus Bangkok. Unsere Genesung wird durch nette Gesellschaft, Spaziergang mit der Goldenretriver Dame, einem Tag in einer Strandbar, leckerem Essen, Outdoorkino und ganz viel schlafen unterstützt und versüßt.

 

Wieder fit fahren wir zurück nach Georgetown um uns hier noch ein wenig durch die wundervollen Straßen im Kolonialstil treiben zu lassen und um was von der ausgefallen Straßenkunst = Streetart in Georgetown anzuschauen. Wir werden dabei teils selbst zum Motiv anderer Schaulustiger. 2012 schuf der litauische Künstler Ernest Zacharevic für das Georgetown Festival, einige der bekanntesten Bilder und seitdem werden es jährlich mehr. 

 

 

Tags darauf machen wir uns dann wieder auf zum Festland. Um den Express Highway zu meiden und da wir noch ein paar Tage Zeit haben bevor wir in Singapur sein müssen, um in die Cameron Highlands zu fahren. Dafür geht's für zwei Tage immer auf der Hauptstraße 1 bis nach Tapah. Mit zwei Übernachtungen in Taiping und in Ipoh. Die Strecke ist relativ unspektakulär und anstrengend, viel Verkehr, wenig Schatten und die Versorgung ist zu dieser Zeit leider auch recht dünn. Fast überall am Straßenrand sehen wir kleine leerstehende Hütten. Malaysia ist muslimisch geprägt und es ist Ramadan - Fastenzeit. Daher müssen wir uns zumindest tagsüber selbst versorgen, wenn wir nicht zufällig ein chinesisches oder indisches Restaurant finden. Abends schlagen wir uns dann in den tollen Hawker Centern die Bäuche voll. Hawker Center sind Open-Air Food Courts mit einer großen Auswahl an günstigen Gerichten von verschiedenen kulturellen Einflüssen. Ob chinesisch, thailändisch oder malaysisch. Ja sogar Western-Food ist dabei.

 

Dagegen fast schon zur Seltenheit sind unsere geliebten 7-Eleven geworden. Und wenn, dann sind sie nur noch so klein wie deutsche Kioske. Adieu Sandwich und kostenlose Eiswürfel für unsere Thermoskanne.  

 

Bis nach Tapah legen wir einiges an Kilometern zurück. Nach einem halben Tag ohne Pedalen machen wir uns am nächsten Morgen sehr früh auf den Weg um in die Berge zu fahren. Es sind zwar nur 61km aber dafür müssen wir ganze 1400m Höhe überwinden. Zum Glück liegt der Großteil der Strecke im Schatten der Bäume oder der Felswände. Aber die Kilometer ziehen sich mächtig dahin. Nach jeder Kurve folgt eine weitere, mal steilere mal flachere. Zur Mittagspause hupt ein Moped beim vorbeifahren, was jetzt nichts ungewöhnliches ist, da hier auffällig öfter jemand hubt, winkt oder den Daumen hoch hält. Aber dieses Hupen klingt anders und innerhalb von Sekunden reagiere ich und winke das Moped heran. Es ist ein Eis-Verkäufer aus Pakistan und so sitzen wir im schwindenden Schatten und erfreuen uns an dem gekühlten Nachtisch. Die noch anstehenden 700m Höhe in weiteren 19km schleichen wir in 3 harten Stunden hinauf. Hart aber schön. Ich kann es schwer erklären. Jede Umdrehung zieht und brennt in meinen Beinen, mein Po fühlt sich Wund und glühend an und Hemd und Hose kleben an meinem Körper. Dennoch genieße ich diese Fahrt in die Berge. Was sicherlich nicht nur an der immer besser und angenehm werdenden Luft liegt. Normalerweise bin ich nicht diejenige welche für "Umwege" und mehr Kilometer plädiert und erst recht nicht, wenn das auch noch bergauf fahren heißt. Meist bedarf es einiger Überzeugungsarbeit seitens Stefan und dennoch habe ich mir diese Strecke gewünscht. In einer der vielen Verschnaufpausen, auch wenn sie mit den Monaten tatsächlich merklich weniger geworden sind, lasse ich meinen Blick über die ersten Teeplantagen gleiten und merke wie sich ein Lächeln und ein Gefühl der Freude in mir ausbreitet. Ich mag Malaysia und das Gefühl hatte ich auch schon in den letzten Tagen obwohl wir viele Kilometer auf endloser Hauptstraße in praller Sonne verbracht haben.

 

Nach einem weiteren Stop, in dem wir ein halbes Bund Bananen verspeisen, windet sich die Straße noch einige Male um die Felsen und dann sind wir endlich in Tanah Rata angekommen. Ich werfe nochmal einen Blick auf MapsMe. Noch 500m bis zum Hostel. Ich sitze schon wieder im Sattel doch der Blick in den Rückspiegel zu Stefan zeigt mir, dass irgendwas nicht stimmt. Er schiebt um aufzuholen und als er mit tiefen Falten auf der Stirn bei mir ankommt, sehen ich das Unheil. Die Sattelstütze ist gebrochen.

Emma will nicht mehr und wir wissen nicht ob wir lachen oder weinen sollen...

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Kommentare: 3
  • #1

    Rüdiger Miertschink (Donnerstag, 09 August 2018 21:33)

    17.000 km!! 44,5° C!! Maximalwerte, auf alle Fälle. Da fällt doch die Sattelstütze nicht so sehr ins Gewicht. Oder liegt es am Gewicht (der Sattelstütze)? Vermutlich nicht, sondern am Material und an der Konstruktion, die nicht zu den Anforderungen passen, wie bei so vielen Dingen...
    Die Streetart habt ihr hervorragend interpretiert. Das gibt dem Ganzen eine besondere Note. Vielleicht hatte der litauische Künstler Ernest Zacharevic genau das im Sinn. Ihr solltet ihm diese Fotos zusenden.
    Malaysia: Meine Erinnerung daran ist heiß und schwül. Aber im Gebirge geht es mit den klimatischen Verhältnissen. Am Fuße des Kinabalu haben wir sogar dicke Bettdecken gehabt, so kalt war es in der Nacht. Gut, der Kinabalu ist auf Borneo. Gehört aber auch zu Malaysia.
    Weiterhin viel Glück und immer genug Tape dabei, um die Sattelstütze zu reparieren...

  • #2

    Rüdiger Miertschink (Freitag, 10 August 2018 07:39)

    Präzisierung zu Borneo: Zu Malaysia gehören die zwei Bundesstaaten Sarawak und Sabah im nördlichen Teil der Insel. Der Rest gehört zu Indonesien bzw. ist das Sultanat Brunei eigenständig. Aber das habt ihr ja gewusst.

  • #3

    Bernhard (Samstag, 13 Februar 2021 00:20)

    Hoffe ich komme nicht als Schlauschwatz rüber.

    Ich bin zwar keine so große Reise gefahren aber in meinem Leben ca. 220 000 km.
    Und in den letzten Jahren war es bei mi so dass sich einige Teile so ab 10 000 km verabschieden. Kaum ein Teil - bis auf den Rahmen hällt 20000km.

    Ich denke es leigt daran dass Fahrräder, wie alle Industrieprodukte für eine festgelegte Beanspruchung ausgelegt sind. Nach meinen Recherchen sind das 30 000 km für den Rahmen. Für die Teile kenne ich keine Zahl.
    Aber angeblich ist die durchschnittliche Kilometerzahl einen Fahrrades in D 1500km.
    Ich kann mir vorstellen dass man mit 10 Jahren also 15000 km zufrieden ist.
    Warum auch mehr?
    Es würde schwerer und ggf. teurer.
    Schwerer kommt dabei gar nicht gut.

    Fahrräder wie die euren sind so auf 160-170 kg vorgesehen. Meines wissens nach sind die meisten Sattelstützen aber für 120 kg. Sicher die wird Stefan nicht übertreffen aber die Kräfte mit denen man ein voll bepacktes Rad hällt sind doch auch recht hoch.
    Zudem Bruch durch schwingung (Wöhlerkurve und Pamir lassen grüßen)

    Oder war es einfach ein Grad am Sitzrohr
    ich weiß es nicht wollte mal mich zu meinem Leiblingsthema aufblasen was ich so alles weiß.

    löschen? nee überspringst einfach