Liebe Fahrradreise

Liebe Fahrradreise!

Wir schreiben dir diese Zeilen, weil es einer von uns irgendwann tun muss. Es ist jetzt soweit - wir müssen uns trennen.


Liebe Fahrradreise, 

Uns war allen klar, dass dieser Moment eines Tages kommen wird. Wir sind froh, dass nicht du es bist, der unsere 3er Beziehung beendet. Es wäre schlimmer wenn du es gewesen wärst, die unserer gemeinsamen Zeit ein Ende gesetzt hätte. Doch auf diese Weise können wir uns im Guten trennen.

Wir wussten alle, dass unsere Beziehung nur eine Affäre sein wird.


Liebe Fahrradreise, 

Du bist damals zu uns gekommen. Wir sind uns nur kurz auf der Straße begegnet und haben uns immer mal wieder getroffen. Nicht zufällig, nein, dafür warst zu interessant. Wir haben deine Nähe gesucht und uns vorgestellt, wie es wohl mit dir zusammen sein könnte. Wir haben oft an dich gedacht und haben doch lange gebraucht um den ersten Schritt zu wagen. 

Unsere erste richtige Verabredung war unendlich intensiv und schön. Wir haben viel voneinander gelernt. Doch du hast uns damals auch sehr verletzt.

So sehr, dass wir lange gebraucht haben um darüber hinweg zu kommen. Wir mussten einsehen, dass wir noch nicht bereit für dich waren. Du wolltest zuviel, zu schnell von uns. Oder wollten wir dir zu schnell und zu sehr gefallen?

Doch wir haben dich nie vergessen. Zu groß war deine Anziehungskraft.


Liebe Fahrradreise,

wir wollen uns weiterentwickeln und dabei würdest du uns jetzt im Weg stehen. Die Zeit mit dir ist abwechslungsreich, abenteuerlich, kurzweilig. Doch bleibt sie in ihrer Vielfalt ewig gleich. Wir würden stehen bleiben, wenn wir uns weiter mit dir durch die Welt bewegen. Dort wo wir hin möchten ist für dich kein Platz. Und deswegen müssen wir uns trennen.


Liebe Fahrradreise,

du bist ein Egoist, du bist so unendlich besitzergreifend. Mit dir zu gehen heißt sich gegen Familie und Freunde zu entscheiden. 

Eine Beziehung, deren Geschichte mit einer solch unmöglichen Wahl beginnt, kann nicht ewig halten.

Du hast uns nie viel Zeit mit unseren Lieben gelassen. Immer hast du uns suggeriert, dass andere Dinge jetzt wichtiger sind.

Du darfst nicht mehr unser ganzes Leben bestimmen. Und deswegen müssen wir uns trennen 


Liebe Fahrradreise,

du bist der schlechteste Reiseführer der Welt. 50 Grad ist zu heiß zum Radfahren. Minus 14 Grad ist zu kalt um im Zelt zu schlafen! Was hast du dir dabei gedacht? Wolltest du unsere Beziehung auf die Probe stellen? Warum bringst du uns im November auf 3000m Höhe? Warum im August durch Zentralasien? Warum im April nach Thailand? Warum im Juli nach Griechenland? 

Kannst du keine Klimadiagramme lesen?


Liebe Fahrradreise, 

Deine Zeitplanung ist miserabel. 

Warum hast du uns so gehetzt? Hätten wir nicht öfter auch mal einfach eine Pause machen können? Du hast uns ständig gesagt, dass wir doch schließlich ein Ziel haben und dieser Stress nun mal in deiner Natur läge. Wir haben dir geglaubt und sind dir gefolgt. Gleichzeitig haben wir dich dafür verflucht. Jetzt sind wir es leid deinen ewig unruhigen Geist zu ertragen. Und deshalb müssen wir uns trennen.


Liebe Fahrradreise, 

mach dir keine Vorwürfe, denn die kann man dir nicht machen. Du hast uns von Anfang an gesagt, dass es nicht leicht wird mit dir. Du hast uns gesagt, dass es viele unschöne Momente geben wird. Und doch haben wir uns darauf eingelassen. Du hast uns buchstäblich das Blaue vom Himmel versprochen. Und du hast es uns gezeigt. Du hast uns an unglaublich schöne Plätze geführt, hast uns mit interessanten, tollen Menschen zusammengebracht und uns gezeigt wie groß und gleichzeitig klein die Welt doch ist. Es hat oft viel Kraft gekostet und manchmal sogar uns zwei aneinander geraten lassen. Wir haben das aber nie auf dich geschoben. Wir müssen dir sogar danken für diese Momente in die du uns geführt hast. Es hat uns näher aneinander gebracht. War das vielleicht dein Plan? Vielleicht wussten wir sogar, dass du das vorhast. 


Liebe Fahrradreise, 

diese Trennung ist kein Lebewohl. 

Egal was du jetzt sagst, wir kennen dich zu genau. Du wirst immer wieder an unsere Tür klopfen. Und wir werden dich hereinbitten, über alte Zeiten sprechen, uns erinnern. Und dann werden wir sagen, dass du jetzt wieder gehen musst, weil wir uns anderen Dingen widmen.

Wir wissen auch, dass du früher oder später immer stärker, immer öfter klopfen wirst. Du wirst uns in verschiedenen Verkleidungen immer wieder über den Weg laufen um unsere Erinnerungen an dich wach zu halten. Um unser Verlangen nach dir nicht erlöschen zu lassen. Und, dafür kennen wir uns zu genau, es wird dir gelingen.

Man sagt Erinnerungen nehmen mit der Zeit freundlichen Charakter an. Und das stimmt.

Es wird die Zeit kommen, in der wir an dich denken, an all deine Fehler, deinen Egoismus, deine stressige Art. Und wir werden sagen:"Ach, das war ja gar nicht so schlimm"

Und dann werden wir uns fragen ob wir wieder bereit für dich sind. Und dann klopfen wir an deine Tür.


Bis bald,

deine Lena, dein Stefan. 


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Kommentare: 4
  • #1

    Markus (Donnerstag, 01 November 2018 13:32)

    Großartig! *mehr gibt's dazu nicht zu sagen!*

  • #2

    Rüdiger Miertschink (Donnerstag, 01 November 2018 22:35)

    Ihr solltet in die Liste der größten Philosophen der Welt eingetragen werden. Alles richtig gemacht. Viel Glück auf allen euren Wegen.

  • #3

    Rico (Samstag, 03 November 2018 11:16)

    Einfach phänomenal geschrieben!

    Leider ist alles endlich und so nun auch eure Reise! Blickt öfters mal zurück aber stets nach vorne.

    Rico

  • #4

    Stepo (Samstag, 03 November 2018 14:19)

    Jede Zeile ein Genuß! Wir freuen uns euch gleich zu sehen :)