Adiue Ural

Mittelmeer - Ende Juli 2018

Die Ural hat im Hafen von Beirut geankert und bleibt hier über Nacht. Dies ist der letzte Stopp bevor wir uns auf nach Griechenland machen. Die Tage sind also gezählt.

 

Schiffsküche & WM Finale

Viele fragen uns wie wir auf die Idee mit dem Containerschiff gekommen sind. Die Antwort ist simpel: Abgeguckt! Daniel und Antonia von "Wanderwonder" haben es uns vorgemacht. Daher bleibt uns an dieser Stelle nur zu sagen: "Danke euch zwei, für diese wundervolle Idee!" Wieso ich das hier erwähne? Da ich mir ebenso von Antonia die Idee, für die versammelte Mannschaft etwas zu backen abgeschaut habe. Und so stehe ich heute zusammen mit Anna der Engine Cadet, Ronald dem Koch und Ritchie dem Messman in der Küche. Ich möchte und darf Kekse für alle backen. Dafür mussten sowohl Ronald als auch ich unterschreiben, dass ich nur das Nötigste benutze und mich nicht verletze, oder so ähnlich. Etwas lächerlich aber okay, Vorschrift ist Vorschrift. Anna hilft mir beim backen, während die Männer für das Abendessen zuständig sind, zumindest für das der Crew. Die Offiziere wollen für heute Abend selber noch was extra kochen, wenn ich das richtig verstanden habe. Als die Kekse fertig sind und auskühlen lässt sich der Konvektomat (Backofen) leider nicht mehr schließen. Ups, da lässt man einmal Passagiere in die Küche Hehe...  

Heute Abend ist WM Finale und in den Aufenthaltsräumen wird mächtig an den TV Bildschirmen und Kabeln gewerkelt um eine

Übertragung zu empfangen. Wir wurden schon am ersten Tag ein bisschen bei diesem Thema belächelt. Tja was sollen wir da

sagen... Und eigentlich war uns das Finale auch gar nicht mehr so wichtig, aber wenn hier solch ein Aufriss betrieben wird,

dann wollen wir ja auch keine Spielverderber sein :)

Wir schauen das Spiel oder das, was sich davon bei der mäßig guten Verbindung erkennen lässt, zusammen mit den Offizieren

im "Recreationroom". Dazu gibt es ein Buffet aus philipinischem Kartoffelsalat, chinesischen Algen-Nudeln, einer spicy Suppe

mit dicken Fleischklumpen und meinen Keksen. Dass die Chinesen für unser Eins einen durchaus gewöhnungsbedürftigen

Geschmack haben wussten wir ja bereits. Und nein die Algen-Nudeln waren echt lecker und auch die Suppe, wenn auch zu viel

Fleisch für meinen Geschmack. Aber dass sie meine süßen Apfelkekse zu allem dazu essen und sogar in die Suppe dippen, ließ

mich doch etwas erstaunen... Aber über Geschmack lässt sich ja bekanntlich nicht streiten oder doch?

Die Pause nutzen wir um unser kleines Abschiedsgeschenk zu überreichen und in diesem Fall abzuspielen. Stefan hat von

unserer Zeit auf dem Schiff ein kleines Filmchen zusammengeschnitten. Das Filmchen findet ihr hier: Daily Life on Board

Ein voller Erfolg.

 

Brückenzeit

In den letzten Tage verbringe ich die meiste Zeit alleine auf der Brücke. In einer Ecke steht dort nämlich eine kleine Couch mit einem Tischchen. ich muss zwar aufstehen wenn ich mehr als nur den Himmel sehen möchte, aber es ist heller als in unserer Kabine und um einiges interessanter. Ich sitze viel in der Ecke und schreibe Tagebuch oder lese ein Buch (ein echtes, gebundenes Buch! Das lag bei uns im "Wohnzimmer" herum). Und was macht Stefan derweil? Tja, der arbeitet, zum schmunzeln aller, wenn ich das auf deren Frage antworte. Am 11. Tag hatten wir nämlich einen Raum, mit der Aufschrift Library entdeckt. Man kann dabei zwar nicht wirklich von einer Bibliothek sprechen, aber dort gibt es einen Computer mit großem Bildschirm. Der Raum ist beidseitig mit Regalen an den Wänden ausgestattet aber diese beherbergen gerade mal um die 10 Bücher und einen Stapel Zeitschriften. Alles in russisch oder chinesisch. Aber immerhin hat der Raum mehr Fenster als unsere Kabine,. Ganze zwei an der Zahl. Der Computer ist für alle zugänglich, wird jedoch nur sehr selten genutzt. Seitdem verbringt Stefan viele Stunden auf dem E-Deck und hat dank schnellerem Prozessor und einem großen Bildschirm wieder richtig Spaß am Filmschnitt. Und das möchte ich ihm natürlich nicht verwehren! Zudem haben wir eine schiffsinterne EMailadresse bekommen und haben über diese ein kleines Lebenszeichen an unsere Familien versenden können. Wir haben wohl beide nicht erwartet, dass wir uns wie kleine Kinder über deren Antworten freuen würden. Es war fast wie einen Brief von zuhause zu bekommen. Diese, unsere eigene Reaktion hat uns mal wieder vor Augen geführt, wie sehr die Zugänglichkeit von Internet ein Fluch und Segen zu gleich sind! In China noch war uns ein enger Kontakt aufgrund der Distanz (zeitlich wie auch räumlich) und all dem Neuen sehr wichtig und jetzt gegen Ende merken wir, dass wir uns freuen wenn wir noch nicht alles vor unserer Ankunft wissen.

 

Chinesischer Hot-Pot

Tatsächlich hatten wir in unserer Zeit in China das Gericht Hot-Pot schon kennengelernt. Das war jedoch eher unfreiwillig, da es zu diesem Zeitpunkt nichts anderes in dem Ort gab. Zudem passten die Zutaten größtenteils nicht so recht mit unseren Geschmacksnerven zusammen. Somit hält sich unsere Vorfreude in Grenzen, als es heißt, dass es zu unsrem letzten Abendessen Chinesischen Hot-Pot gäbe. Doch wir werden positiv überrascht. Alle Offiziere, also nur der chinesische Teil der Mannschaft, und Anna die Engine-Cadet sitzen am Abend mit uns zusammen am völlig überfüllten Tisch. Eigentlich könnte man den chinesischen Hot-Pot auch als eine Art Fondue bezeichnen. Es gibt Unmengen an Fleisch, Kohlblätter, Tofu, Instantnudeln und noch einiges mehr. Diese Zutaten werden in mehreren Fuhren in kochende Suppe/Brühe gelegt, die auf Herdplatten auf den Tischen stehen. Dann wird einfach nach Lust und Laune heraus gefischt und wieder nachgefüllt. Der Abend wird mit Karaoke auf chinesisch abgerundet und auch Stefan und ich überleben unsere Bewährungsprobe. Wir haben ordentlich Mühe in der chinesischen Karaoke-Maschine etwas uns Bekanntes zu finden und die Melodie, die dann dabei herauskommt ist teilweise anders als wir glauben, dass sie sein müsste. Zum Glück hatten wir in den letzten Tagen schon ein wenig geübt. "Viva la vida" von Cold Play können wir jetzt auswendig :) 

Athen

Am nächsten und damit letzten Morgen, so dachten wir zumindest, packen wir nach dem Frühstück alles zusammen. Nach unserem lieb gewonnenen Mittagsschlaf ziehen wir das Bett ab und gehen auf die Brücke. Wir sind ein wenig verwundert, dass wir schon seit dem Mittagessen vor Athens Hafen hin und her schippern. Unsere Info ist, dass wir gegen 17:00 ankommen sollen. Uns war nicht wirklich klar ob wir dann erst anlegen oder wir zwei beiden direkt schon vom Schiff können. Die Zeit vergeht und wir sitzen nun schon eine Weile auf der Brücke. Yang hat Schicht und zusammen mit dem Kapitän schauen sie immer wieder raus und ändern den Kurs. Irgendwann fasse ich mir ein Herz, gehe zu ihnen und frage den Kapitän ob er uns sagen könne warum wir hier so hin und her dümpeln?! "Ja! Der Hafen hatte gestern einen kompletten Stromausfall und daher können wir wohl erst um Mitternacht einlaufen und naja, er würde uns dann morgen nach dem Frühstück Bescheid geben, wie und wann wir vom Schiff könnten!" So oder so ähnlich war seine kurze Antwort. Ah soooo. Also bleiben wir noch eine weitere Nacht? Ja! Ich laufe etwas verwirrt und gleichzeitig verärgert zurück zu Stefan. Wir wissen, dass die Ladung erste Priorität hat aber das niemand, einschließlich Kapitän, auf die Idee kommt uns mal Bescheid zu geben verärgert uns! Zu Recht wie wir finden! Wieder in der Kabine richten wir uns wieder etwas ein und lassen uns darüber aus, dass wir ja froh sein können, dass wir nichts in Athen gebucht haben. Keinen Zug und auch kein Zimmer. Man, man, man - diese "nicht Kommunikation"! Grrr. Beim Abendessen sind alle fröhlich und begrüßen uns freudig, da wir nun ja doch noch nicht von Bord seien. Was wäre nun gewesen, wenn wir den Kapitän nicht gefragt hätten? Da hätten wir aber ziemlich dumm drein geschaut... Am Ende des Abends sitzen wir noch eine Weile mit Yang und Bärchie in der Messe und genießen den letzten gemeinsamen Abend.

Einen Morgen später als gedacht ist es dann wirklich soweit. Nach dem Frühstück wird nun zum zweiten Mal das Bett abgezogen und die Kabine aufgeräumt. Ein letztes mal die leere Brücke besucht. Wir machen uns einen Espresso und gucken uns das griechische Festland an. Zurück in der Kabine klingelt das Telefon und wir werden ins Schiffs-Office gebeten. Dort erwartet uns eine Frau vom Hafen und Emma und Emil warten auch schon. Auch hier heißt es jetzt Gepäck, Räder und uns selbst von Bord und über das Hafengelände zu bekommen. Die Frau meint, dass eigentlich alles okay und geregelt sei - außer unsere Räder... Denn diese würden nicht in den Bus passen. Nach einigem hin und her telefoniert Stefan mit dem Hafenagenten und die beschließen, dass wir es erstmal versuchen werden und sonst, falls der Bus tatsächlich zu klein sein sollte umdenken werden. Okay, also wieder hoch in die Kabine und alle Taschen runter. Kaum ist alles im Schiffs-Office angekommen, muss alles ganz schnell gehen. Es wird hektisch und ich kann gar nicht mehr überblicken, wer jetzt welche Tasche oder welches Rad hinaus trägt. Der Deck-Cadet ist in unseren Augen zu übereifrig, schnappt sich so viel wie irgend möglich und zieht leider auch an Stellen an denen man unsere Taschen nicht unbedingt hochheben solltet. Einmal draußen laufe ich nochmal zurück, da Emil und noch zwei Taschen fehlen, wenn ich richtig gezählt habe. Yang, der um diese Zeit eigentlich schläft ist extra aufgestanden und kämpft mit und gegen Bärchie, wer jetzt wie am besten Emil die schmale Treppe hinunter tragen darf. Sehr lustig anzuschauen, auch wenn ich kein Wort verstehe.
Draußen werden unsere Taschen & Esel von ich glaube 6 Offizieren über das Pier zu einem Bus getragen. Ein ganz normaler Linienbus. Wie man ihn aus der Stadt kennt. Innerlich kann ich nur lachen und gleichzeitig genervt das Gesicht verziehen. Ein vollkommen leerer Linienbus. Ne klar, da ist es echt schwierig unsere Räder rein zu bekommen. Für Beschwerden bleibt keine Zeit, alles rein und die Türen zu. Aber wir wollten doch noch... uns verabschieden, ein Foto von der Ural von unten machen... Und schon ist sie außer Sichtweite.

Am Tor, keine 5 Minuten Fahrt später, muss alles raus. Die Frau mit schlechtem Augenmaß reicht unsere Pässe zum Wärter im Häuschen, der gibt sie uns nach wenigen Augenblicken wieder und dann stehen wir auch schon in Griechenland. Das war's jetzt mit Schiffsreise, nun heißt es wieder radeln. Aber vorerst müssen wir die beiden Drahtesel aus ihrer Folie auspacken und wieder zusammenbauen. Im Schatten eines kleinen Blechdaches brauchen wir dafür locker eine Stunde. So lange, dass Jonny, welcher zum Augenarzt musste, noch ein Selfie mit uns machen kann als er zurück an Bord geht. Wir sind jetzt schon völlig verschwitzt aber die Esel scharren mit den Füßen. 19 Tage Pause war eindeutig genug für die zwei.

Also auf geht's!
Hallo Europa - hier sind wir wieder. 

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